Bernd Korthaus - der etwas andere Weg

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Woher die Idee kam, das Segelfliegen anzufangen, weiß ich gar nicht mehr so genau. Als jemand in den „besten Jahren“ hatte ich das Gefühl, etwas Neues beginnen zu wollen. Meine Hobbies, Windsurfen und Gartenarbeit, waren zur Routine geworden.

Als Jugendlicher hatte ich mehrere Jahre Modellflug betrieben, bei einem Wettbewerb hatte ich auch einen Segelflugkurs gewonnen. Bis zum Alleinflug hat dieser Kurs damals aber nicht gereicht.
Als die Idee also aufkam, habe ich im Internet nach Vereinen in meiner Nähe gesucht und bin dann schnell auf den SFG Leck gestoßen. Schon die professionelle Webseite des Vereins sprach mich sehr an, und natürlich auch ihr modernes und leistungsfähiges Flaggschiff, die DG-1001T.

 

 Der Schnupperflug

  • Thermikflug

Nach einem Telefonat wurde mir kurzfristig ein Schnupperflug angeboten, und ehe ich mich versah ging es auch schon in die Luft. Oben durfte ich sofort steuern, die alten Erfahrungen kamen mir dabei natürlich zugute. Danach habe ich noch eine Weile überlegt, ob ich das Segelfliegen wieder anfange, denn ich wusste, dass meine Ausbildung viel Aufwand für den Verein bedeuten würde. Ich wollte mir sicher sein, dass ich auch dabeiblieb.
Die ersten Ausbildungsflüge auf dem Flugplatz Leck fand ich dann sehr aufregend. Vielleicht auch weil bei einem Erwachsenen diese Unbekümmertheit der Jugend fehlt, und man die Verantwortung noch viel mehr spürt. Das Segelfliegen gilt als sichere Sportart.

 

Flugschule

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Schon nach kurzer Zeit war mir klar, dass ich so schnell wie möglich fliegen lernen wollte. Daher war es nur natürlich, den anstehenden Sommerurlaub in einer Flugschule verbringen zu wollen. Hier konnte ich auch über den normalen Vereinsflugbetrieb hinaus in die Lüfte gehen. Dies entspricht nicht dem standardisierten Ausbildungsverlauf, ist aber für den, der so schnell wie möglich die Lizenz in den Händen halten möchte, eine Möglichkeit die Ausbildung zu beschleunigen.   

Die Schulungsflüge erfolgten in einem Duo Discus, der vergleichbar ist mit der DG-1001. Gestartet wurde per Flugzeugschlepp, d.h. ein Motorflugzeug zog uns an einem Seil hoch in die Lüfte. Schon beim ersten Flug durfte ich auch beim Startvorgang selbst steuern. Am Anfang war das nicht einfach für mich, weil viele Dinge gleichzeitig berücksichtigt werden müssen. Zudem muss sehr schnell reagiert werden.
Im Einzelnen geht es um die richtige Höhe hinter dem Motorflugzeug, dann muss die Flugzeugnase korrekt ausgerichtet werden, und schließlich muss auch die Querlage immer zum Vordermann passen. Es dauert eine Weile, bis man das Gefühl dafür entwickelt, speziell im Kurvenflug, danach ist es aber einfach.

 

Der schönste Flug

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Mein schönster Flug dort war jedoch nicht der erste Alleinflug. Nachdem ich selbst fliegen durfte, hatte ich um eine größere Ausgangshöhe gebeten. Statt auf 300 Meter wurde ich dann auf 700 Meter geschleppt, obwohl ich noch Flugschüler war. Aufgrund eines schwachen Aufwindes konnte ich mich dort sogar eine Weile oben halten. Das war ein unbeschreibliches Gefühl!
Danach fuhr ich wieder nach Hause und begann, für die theoretische Prüfung zu büffeln. Das war durchaus eine Herausforderung, denn als Erwachsener ist man nicht mehr gewohnt, viel neuen Stoff in kurzer Zeit aufzunehmen und teilweise auswendig zu lernen.

 

Ein eigener Flieger

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Interessanterweise gibt es brauchbare Flugzeuge schon für vergleichsweise wenig Geld. Wer handwerklich begabt ist kann sogar einen renovierungsbedürftigen Flieger ab 1.000 Euro erwerben. Diese Skala ist nach oben natürlich fast offen. In einen Oldtimer, eine perfekt renovierte 50 Jahre alte Ka6, habe ich mich spontan beim Anblick der Fotos verliebt. Ich hatte eine Ka6 schon in Österreich in der Luft gesehen und fand sie sehr elegant mit ihrem runden Holzrumpf und ihrem Flugbild. Mit der Eigentümerin in Niedersachsen wurde ich dann auch schnell einig. Die Ka6 im offenen Anhänger über die Autobahn zu ziehen war aufregend, denn sie war sofort sehr wertvoll für mich und ich musste ständig ein Auge auf die Regenwolken werfen, die in einiger Entfernung drohten.
Der Kauf eines eigenen Flugzeuges ist allerdings eher die Ausnahme. Die Sportfluggruppe Leck selbst verfügt über leistungsstarke Flugzeuge, die von allen Vereinsmitgliedern genutzt werden können.

 

Die Theorieprüfung

Nach ein paar Wochen stand dann die Theorieprüfung an. Dank einer intensiven Vorbereitung hat es dann schließlich gut geklappt mit der Prüfung. Mir fiel ein großer Stein vom Herzen, denn ich hatte unmittelbar danach einen Fliegerurlaub in Frankreich gebucht, für den der Segelflugschein Voraussetzung war. Nun besaß ich die weltweit gültige SPL-Lizenz.

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In Frankreich durfte ich nach einigen Testflügen ebenfalls allein fliegen, auf einer LS4. Dort habe ich dann das erste Mal am Hang geflogen, über der Montagne de Lure, einem großen Naturschutzgebiet. Der Überflug des markanten Gipfels mit seiner Sendestation war ein besonderes Erlebnis. Ebenfalls werde ich nie meinen ersten Wellenflug vergessen, dabei ging es wie im Fahrstuhl nach oben. Die Ursache war eine Luftströmung, die hinter der Montagne de Lure zunächst nach unten ging und dann wieder nach oben. Bei 3.000 Meter Höhe legten wir Sauerstoffgeräte an. Ab dieser Höhe ist dies nötig, um konzentriert und leistungsfähig zu bleiben.

 

Der Jungfernflug in Nordfriesland

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Nach Erhalt der Lizenz wollte ich natürlich so schnell es geht meine wartende Ka6 fliegen. Mittlerweile war es aber schon November, und im Verein in Leck konnten wir nicht mehr fliegen, es war zu nass auf dem Platz. Segelflieger sind aber sehr hilfsbereit, und so konnte ich einen Piloten mit Schleppflugzeug in Husum ausfindig machen.
Beim ersten Alleinflug im eigenen Flugzeug spürte ich eine riesige Verantwortung. Denn plötzlich war ich es ganz allein, der für den ordnungsgemäßen Zusammenbau verantwortlich war. Die Schraube am Höhenleitwerk und so einige andere Dinge durften nicht vergessen werden.
Zwei Flüge über Husum konnte ich durchführen. Die Flüge waren magisch, weil es aufgrund einer Inversionswetterlage sehr diesig war. Sofort fühlte ich mich in der Ka6 wie zuhause, sie fliegt sehr gutmütig und ist sehr wendig. Nun wartet sie zusammen mit mir darauf, wieder fliegen zu können. Denn es liegen noch viele Aufgaben vor mir, insbesondere das Streckenfliegen. Und dabei werden mir meine Vereinskameraden in Leck sicher viele Tipps geben können, denn sie kennen sich hier oben seit Jahren bestens aus.

 

Fazit

Segelfliegen ist nicht nur etwas für junge Leute. Es ist auch ideal für Erwachsene, die eine aufregende neue Herausforderung suchen. Die Ausbildungsdauer ist sehr unterschiedlich, denn sie hängt sehr von der eigenen Motivation ab und beläuft sich auf 1 bis 3 Jahre. Was viele nicht wissen: Viel mehr als ein normaler Urlaub oder eine Sportart wie etwa Golf, Skifahren, Tauchen oder Tennis kostet das Segelfliegen nicht.
Sehr dankbar bin ich allen Fluglehrern, die mir mit großem Einsatz ihrer Freizeit das Fliegen ermöglicht haben. Besonders schön ist auch das Gemeinschaftsgefühl in der Sportfluggruppe. Hier kann ich jederzeit meine Fragen stellen. 
Segelflug ist ein Mannschaftssport, allein kommt man nicht in die Lüfte. Durch das Bewusstsein des gemeinsamen Hobbies entsteht eine schöne Verbundenheit.
Die Gefühle und Erlebnisse, die das Segelfliegen vermittelt, sind mit nichts zu vergleichen. Ein schöner Flug berührt den Piloten den ganzen Abend, manche vergisst er sein Leben lang nicht.
Es ist daher erstaunlich, dass nur wenige Menschen den Weg zu einem Verein finden. Denn der Segelflug gehört, wie die bekannte Segelfliegerin Hanna Reitsch schrieb, „zum Schönsten was Menschen erleben können.“